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1. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 10

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
10 tue Berge umhüllt, so erschallt das Horn von Neuem mit einem trauliche»! „gute Nacht!" und in Frieden ziehen sich nun die Hirten in ihre einsamen Wohnungen zurück, um auszuruhen von den Mühen des Tages. 29. Wolf, Ziege und Kohl. Ein Mann sollte in einem Kahn einen Wolf, eine Ziege und einen Haufen Kohl über einen Fluß bringen. Der Kahn war aber so klein und enge, daß er nur immer einen von diesen Gegenständen aufnehmen.konnte. Es entstand nun die Frage, welchen der Mann zuerst überschiffen sollte, ohne fürchten zu müssen, daß während der Ueberfahrt der Wolf die Ziege, oder die Ziege den Kohl fresse. Je nun, versetzte Hermann, ich hätte zuerst deu Wolf übergesetzt. Der Vater. Aber darin hätte ja unterdeß die Ziege den Kohl aufgefressen. Bertha. Nein, ich würde zuerst die Ziege übersetzen, denn der Wolf kann ja doch den Kohl nicht fressen. Der Vater. Recht gut! Das würde das erste Mal wohl gehen; aber was soll er nun zur zweiten Ueberfahrt nehmen? Den Wolf? — so würde dieser während der dritten Ueberfahrt die Ziege zerreißen. Den Kohl? dann würde dieser eine Beute der Ziege. Bertha. Ja, da weiß ich wirklich den» armer» Manne keinen Rath zu geben. Hermann. Ich eben so wenig, denn wollte er auch zuerst den Kohl einschiffen, so würde die arme Ziege von dem grausamem Wolfe zerrissen werden. — Ist denn aber der Kahn wirklich so schrnal und klein, daß er den Wolf und den Kohl nicht zugleich auf- nehmen sonnte ? Der Vater. Wenn dieß anging, so wäre in der That Alles gerettet. Aber du hast gehört, daß dieß nicht geschehen kann. Hermann. Nun, da kann ich weder rathen, noch helfen. Da muß der Mann eins von den Sachen verlieren. Bertha. Ich ließ die Ziege immer Etwas an dem Kohl naschen. In der kurzen Zeit wird sie doch so viel nicht fressen. Wenn ich dann den Wolf zuerst übergesetzt hätte, so holte ich den Kohl und zuletzt die Ziege. Der Vater. Das könnte dem armen Manne aber doch Ver- druß zuziehen, wenn er seinem Herrn den angenagten Kohl über- brächte. Hermann. Ei Vater, nun weiß ich, wie ers machen muß. Unterdeß er den Wolf übersetzt, muß er die Ziege anbinden, daß sie den Kohl nicht erreichen kann. Der Vater. Dein Vorschlag ist nicht übel! Aber es fehlt sowohl an einem Stricke, als auch an einem Baume. Hermann. Schlimm, daß auch Alles so unglücklich zusam- mentreffen muß. Bertha. Kounte aber airch der Mann nicht vorher daran denken ur»d sich mit einem Knüppel und Strick versehen.

2. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 50

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
50 so werden die Hinterbliebenen von Gott und guten Menschen nicht verlassen werden. Vielen Menschen aber wird die Schreckensgeschichte eine Warnung sein, beim Gewitter unter Bäumen Schutz zu suchen. In meinem nächsten Briefe hoffe ich Freudigeres berichten zu können. Herzlich grüßt Dich Dein Christian. M-------, den . . August 18 . . Geliebte Eltern! Mit gerührtem Herzen erinnere ich mich an dem heutigen Tage an die vielen und großen Wohlthaten, die Ihr mir von meiner Ge- burt an bis jetzt erzeugt habet. Auch in dem verflossenen Jahr nahmt Ihr Euch meiner mit treuer Vater- und Mutterliebe an und sorgtet für mein Wohlsein. Euch verdanke ich nächst Gott Alles, was ich bin und habe, meine Erziehung und Bildung. — Möge Euch der liebe Gott vergelten, was Ihr an mir thut und Euch jede Freude des Lebens schenken, die Ihr wünschet und die Euch wahrhaft heil- sam ist. Mir soll es heilige Pflicht sein, auch in dem neuangetrete- nen Jahre Euch durch Folgsamkeit und Fleiß viel' Freude zu machen. Dann darf ich auch hoffen,' daß Ihr fortfahren werdet, mich zu liebeu und für mich zu sorgen. Ewig werde ich sein Euer dankbarer Sohn Ernst. Reinheim, den 10. Januar 18 . . 89. Meine liebe, gute Mutter! O, könnte ich doch heute in Ihr liebes, freundliches Auge schauen, um Ihnen sagen zu können, mit welcher Freude ich den Tag begrüße, der mir eine so zärtliche Mutter gegeben hat und mich ganz besonders daran erinert, wie viel Liebe 'und wie vielen Dank ich Ihnen schuldig bin. Sie waren so liebevoll für mich besorgt, haben so manche Entbehrungen erduldet, um nur mein Wohlergehen zu be- gründen. Es ist mir nicht möglich, die Gefühle meiner Liebe und meines Dankes in ihrer ganzen Größe durch Worte auszudrücken. Nur wünschen kann ich und meine Gebete für Sie, geliebte Mutter, zum lieben Gott emporsteigen lassen. Möge der Allgütige Sie mir noch recht viele Jahre in ungestörtem Wohlsein erhalten; möge er in dem neuangetretenen Lebensjahre und Ihr ganzes Leben hindurch sei- nen Segen im reichsten Maße über Sie ausschütten! Mein eifriges Bestreben wird immer dahin gerichtet sein, ihnen durch Fleiß, Gehorsam und ein sittsames Betragen reckt viele Freude zu machen und mich Ihrer zärtlichen Liebe immer würdiger zu er- weisen.

3. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 52

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
52 auf Dich herabblicken. Bestrebe Dich, unter der freundlichen Leitung Deiner Mutter das zu werden, wozu Dich der Hingeschiedene erziehen wollte. Werde ein tüchtiger und braver Mann. Dadurch wirst Du das Andenken Deines seligen Vaters mehr ehren, als durch übermäßige Betrübniß. Stehe also fest im Glauben; sei männlich und sei stark. Dieß ruft Dir zu Dein Christoph. 92. M . . . . den .... 18 . . Mein lieber Sohn! Ich habe recht lange nicht an Dich geschrieben, und nach so langem Stillschweigen muß mein erster Brief eine Trauernachricht sein. — Als Du von uns Abschied nahmst, war Deine Schwester, unsere gute Christine, so gesund und froh und blühte, wie eine Rose. Wer hätte denken sollen, daß Ihr Euch nicht wieder sehen würdet? Und doch ist es leider nicht anders. Vorgestern Abend um 11 Uhr starb sie in den Armen ihrer Mutter und vor meinen Augen. Ein hitziges Fieber, wobei alle menschliche Hülfe fruchtlos blieb, war die Ursache ihres frühen Todes. — Ihr Leichnam wurde heute zur Erde bestattet. — Mehr kann ich für dießmal nicht schreiben, mein lieber Sohn, da der Brief mit der heutigen Post abgehen soll. Gott begleite Dich auf Deiner Reise und bringe Dich gesund wieder zu uns, damit Deine von Gram gebeugten Eltern sich wenigstens Einer Stütze erfreuen! Deine Mutter grüßt Dich unter tausend Thränen, und ich bin von Herzen Dein treuer Vater O. R. 93. Mein theurer Freund! Mit wahrhaft freudigen Gefühlen habe ich jederzeit die Feder er- griffen, um mich mit Dir zu unterhalten. Doch heute zittert mir die Hand, indem ich diesen Brief beginne, weil ich befürchten muß, von Dir verkannt zu werden, oder — was der Himmel verhüten wolle — vielleicht gar Deine Freundschaft zu verlieren. Doch — Du bist ja kein gewöhnlicher Mensch, und daher sei es gewagt, Dir eine Bitte vor- zutragen, durch deren Gewährung wahrlich eine schwere Sorgenlast von meinem Herzen genommen würde. Du kennst meine äußerst beschränkten, ökonomischen Verhältnisse und weißt, daß früheres, unverschuldetes Unglück dieselben herbeige- führt hat. Doch, an Entbehrungen aewöhnt, habe ich mich bis jetzt immer, ohne Schulden zu machen, ourchzubringen gesucht und selbst Nachtwachen nicht gescheut, um durch regen Fleiß die nothdürftigsten

4. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 53

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
53 Mittel zu meinem und meiner zahlreichen Familie Unterhalt zu er- schwingen. In diesem Augenblicke aber stürmt das Schicksal zu heftig auf nnch ein. Meine vier' Kinder liegen sämmtlich am Scharlachfieber gefährlich krank darnieder, und ich selbst bin von Nachtwachen so er- schöpft, daß ich mich ganz unfähig fühle, das nöthige Geld zu ihrer Pflege durch meiner Hände Arbeit herbeizuschaffen. 'Sieh' denn in Deinem Feunde einen hart bedrängten Familien- vater, der ein Raub der Verzweiflung werden müßte, würde er nicht durch die Trostgründe der Religion noch aufrecht erhalten. Lange habe ich mit mir gekämpft, ob ich es wagen soll, mein theurer Freund, Deinen Beistand in Anspruch zu nehmen. Aber — Gott weiß es — ich kann nicht anders; Du tust meine einzige, hetzte Zuflucht. Ver- nimm denn meine Bitte, mir mit einem beltebigen Darlehen aus die- ser meiner augenblicklichen, doch wahrhaft großen Noth zu helfen. Gvtt wird Dich dafür segnen. — Wann ich es Dir wieder erstatten kann, vermag ich heute noch nicht zu bestimmen, doch darfst Du über- zeugt sein, daß ich nach Wiedergenesung meiner Kinder — was ich zu Gott hoffe — redlich für die Rückzahlung sorgen werde. Ich vertraue Deinem Herzen. Lebe wohl und hilf mir, theurer Freund, sobald Du kannst! Mit herzlicher Liebe der Deinige N. N. Gr., den .... 18 . ' 94. Brief von Schiller an seinen Vater. Herzlichen Dank für die fröhlichen Nachrichten, die Sie mir von der zunehmenden Gesundheit unserer lieben Mutter geben und von Ihrem allseitigen Wohlbefinden. Den 28sten, heute, ist Ihr Geburts- tag, liebster Vater, den wir beide mit innigster Freude feiern, daß uns der Himmel Sie gesund und glücklich bis hieher erhalten hat. Möge er ferner über Ihr theures Leben uni) Ihre Gesundheit wachen, und Ihre Tage bis in das späteste Alter verlängern, daß Ihr dank- barer Sohn es ausführen könne, Freude und Zufriedenheit über den Abend Ihres Lebens zu verbreiten, und die (Sd;uit)en der kindlichen Pflicht an Sie abzutragen. Schiller. Jena, am 28. October 1791. 95. Jena, den 25. April 1796. Schiller an seine Schwester, die Frau Hofrath Reinwald. . Du wirst nun auch erfahren haben, liebste Schwester, daß die Louise ernstlich krank geworden und unsere arme, liebe Mutter alles Trostes beraubt ist. Verschlimmerte es sich mit der Louise, oder gar

5. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 72

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
72 den Namen ihres Kindes rufend. Vergebens. Doch, horch! — es sträubt sich ihr das Haar; Entsetzen ergreift das Herz — horch! war das nicht ihres Kindes Stimme, welche das Knistern dsr Flamme und das Gekrache der Balken durchdrang? „Mutter! Mutter! rette dein Kind!" so rufen in ihr taufcnb Stammen, und wie besinnungs- los stürzt sie zurück in die flammenspeiende Rauchhöhle. Einer Mutter muß es ja gelingen, ihr Kind zu retten und wird's nicht, so will sie sterben mit ihm! — Gute Mutter! die Flammen werden dein Grab! und dein Kind — ist gerettet. Ein Mann hatte es beim Hinabstürzen ergriffen und glücklich aus dem Feuer gebracht. Mit Anbruch des Tages fand man den entstellten Leichnam der edlen Fürstin, nur noch an dem Schmuck erkennbar. Acht Kinder weinten um das Mutterherz, das hienieden nicht mehr schlug. Haupt. 125. Das chinesische Mädchen. In dem Kaiserthum China besteht ein Gesetz, nach welchem den- jenigen Beamten, die herrschaftliche Gelder veruntreuen, beide Hände abgehauen werden. Einst hatte ein Beamter sich dieses Verbrechens schuldig gemacht und war also der grausamen Strafe verfallen. Seine Tochter wagte es aber, zu dem Kaiser zu gehen und für ihren Vater zu bitten. Demüthig fiel sie vor ihm nieder und sprach: „Ich läugne nicht, großer Kaiser, daß mein unglücklicher Vater die. Strafe verdient hat, und er muß den Gesetzen gemäß seine beiden Hände verlieren. Hier sind sie!" Bei diesen Worten zog sie ihre Handschuhe aus, reichte dem Kai- ser ihre eigenen Hände dar und fuhr fort: „Ja, großer Kaiser, hier diese Hände gehören meinem unglück- lichen Vater. Sie sind zum Unterhalt seiner Haushaltung unnütz; nimm sie hin und laß nur meinem Vater diejenigen, womit er meinen Großvater, meine Brüder, meine Schwestern und mich ernährt." Der Kaiser wurde durch die kindliche Liebe dieses guten Mädchens gerührt. Er lobte sie, ließ sie in Frieden nach Hause ziehen und be- gnadigte den Vater um seiner Tochter willen. Röm. 2, 14. Die Heiden, die das Gesetz nicht haben und von Natur thun des Gesetzes Werke, sind ihnen selbst ein Gesetz. 126. Kindliche Liebe. Ein berühmter, preußischer General war in seiner Jugend Edel- knabe an dem Hofe Friedrichs des Großen. Er hatte keinen Vater mehr und seine Mutter nährte sich in ihrem Wittwenstande kümmerlich. Als guter Sohn wünschte er, sie unterstützen zu können; aber von sei- nem Gehalte ließ sich Nichts entbehren. Doch fand er ein Mittel, Etwas für sie zu erwerben. Jede Nacht mußte einer von den Edelknaben in dem Zimmer vor dem Schlafgemache des Königs wachen, um diesem aufzuwarten, wenn er Etwas verlangte. Manchem war dieses zu beschwerlich und sie über- trugen daher, wenn die Reihe sie traf, ihre Wachen gern andern.

6. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 75

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
75 vorstellte. „Weißt du was, Bruder," sagte er zu ihm, „ich biu jung und stark. Ich kaun dieß Leben noch eine Weile aushalten. Gebe du für mich und laß mich au deiner Stelle hier. Ich biu sicher, daß du mich loskaufen wirst, sobald dir Gott das Vermögen dazu gibt!" Der Kranke weigerte sich lange; aber endlich gab er den Bitten feines Bruders nach. 129. Der alte Großvater und der Enkel. Es war einmal ein alter Mann, der konnte kaum gehen, seine Kniee zitterten, er hörte und sah nicht viel und hatte auch keine Zähne mehr. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe aus das Tischtuch, und es floß ihm auch wieder Etwas aus dem Munde. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deßwegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt. Da sah er be- trübt nach dem Tische, und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zitternden Hände das Schüsselchen nicht fest halten; es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt; er aber sagte Nichts und seufzte nur. Da kauften sie ihm ein hölzernes für ein paar Heller; daraus mußte er nun essen. Wie sie nun da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von 4 Jahren auf der Erde kleine Brett- lein zusammen. „Was machst du?" fragte der Vater. „Ei," ant- wortete das Kind, ich mach' ein Trögleiu; daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin. Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen endlich an zu weinen, holten den alten Groß- vater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch Nichts, wenn er ein wenig verschüttete. Gebr. Grimm. ñ. Das Berufsleben 130. Die Engel am Scheideweg. An dem Ziele, wo das Kindesalter in das Jugendalter übergeht und das Mädchen zur Jungfrau heranreift, theilt sich der Weg des Lebens zur Rechten und zur linken. Zu beiden Seiten stehen drei Engel, welche die nahende Jungfrau empfangen und sie einladen, mit ihnen zu gehen. Frei und lockend sind die Mienen, reizend und ver- führerisch die Gewänder, süß und überredend die Worte der zur Lin- ken. Sie heißen Weltsinn, Eitelkeit und Hochmuth. Aber sanft und bescheiden blicken die zur Rechten, sittsam umschmiegt das Gewand die zarten Glieder, freundlicher Ernst schwebt um die reinen Lippen, Friede des Himmels leuchtet von der edelgewölbten Stirne. Sie nennen sich Unschuld, Einfalt und Demuth. Nahet sich eme Jungfrau dem Scheidewege, dann eilen die zur Linken ihr ent- gegen. Geh' mit uns; sprechen sie, unser Weg ist der Weg der Freude. Wir lehren dich zu gefallen und zu genießen. —

7. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 110

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
110 Zinsen bezahlt werden. Denn wissen sollt ihr: unser Herrgott lebt noch, und das Haus Hermann Gruit van Steen steht noch — und nun erst seid freudig gegrüßt in der Heimath, mein Herr Hermann und Frau Elisabeth von eurem alten Jansen!" Ps. 37, 5. Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe aus ihn; er wirds wohl machen. K. Barth. 156. Die Wege der göttlichen Vorsehung. Ich dachte, erzählt uns ein frommer Mann Hans Sachs, abends vor'm Einschlafen über die Wege der Vorsehung nach und sahe darauf in der Nacht folgenden Traum: Ich hatte nuch in einem dunklen Walde verirrt und fand keinen Ausweg. Ich rief um Hilfe. Da bot sich mir ein Begleiter dar, der sich für einen Engel Gottes ausgab, gesandt, mir die Wege der Vorsehung zu zeigen. Er brachte mich bald aus dem Walde in ein Wirthshaus, wo der Wlrth uns sehr gut aufnahm. Er sagte, er habe heute einen frohen Tag. Sein . Feind habe sich mit ihn: versöhnt und chm zum Unterpfande der Ver- söhnung einen silbernen, inwendig vergoldeten Becher geschenkt. Wir gingen fort, und mein Engel — stahl ihm den Becher. Ich zürnte; aber er sprach: Schweig, und verehre die Wege der Vorsehung. Ich schwieg, und wir kamen an ein Haus, dessen grundböser Wirth uns Alles zu leide that. Wir machten uns bald fort, und beim Abschiede — schenkte der Engel dem schändlichen Manne den herrlichen Becher. Ich tadelte; ich zürnte. Aber er sprach: Schweig und ehre die Wege der Vorsehung. Wir kamen zu einem Wirth, in dessen Hanse Ar- muth und Noth herrschte. Es war ein guter Mann, aber durch Un- fälle um das Seintge gekommen. In acht Tagen sollte ihm das Haus genommen werden. ' Beim Weggehen ■— brannte ihm der Engel das Haus über dem Kopfe an. Ich zürnte. Aber der Engel sprach zum drittenmale: Schweig und ehre die Wege der Vorsehung. Endlich kamen wir zu einem Wirthe, der seine Freude an seinem einzigen Sohne, einem aufblühenden Knaben, hatte. Der Engel sagte, er wisse den Weg nicht. Der Wirth gab ihm den Sohn als Wegweiser mit, und der Engel — ersäufte ihn im vorbeifließenden Strome. Nein, fchrie ich, keinen Schritt mehr mit dir! Ein Teufel magst du sein, aber kein Engel. Da umstrahlte ihn himmlischer Glanz, und er rief: Thoren nur tadeln den Allweisen. Der Becher war vergiftet. Darum ward er dem Guten genommen zu seinem Heile, dem Bösen gegeben zu seinem Verderben. Unter der Asche seines Hauses findet der Ver- unglückte einen Schatz, und der Brand verhilft ihm zu Wohlstand und Segen. Vater und Mutter würde der verzogene Knabe bei längerem Leben gemordet haben. Er mußte sterben zum Heill seiner Eltern und der Menschheit. Schweigend, Sterbliche, und anbetend ehrt die Wege der Vorsehung.

8. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 112

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
112 Land voll Licht, in die Heimath der Engel bringt, und welcher links sich in die Maulwurfsgänge des Lasters hinabzieht, in eine schwarze Höhle voll heruntertropfenden Giftes, ^voll zischender Schlangen und finsterer, schwüler Dünste. Ach, die Schlangen hingen um seine Brust und die Gifttropfen auf seiner Zunge, und er wußte nun, wo er war. — Sinnlos und mit unaussprechlichem Gram rief er zum Himmel hinaus: Gib mir meine Jugend wieder! O Vater! stelle mich wieder auf den Scheideweg, damit ich anders wähle! Aber sein Vater und seine Jugend waren längst dahin. Er sah Irrlichter auf Sümpfen tanzen und auf dem Gottesacker erlöschen, und er sagte: Es sind meine thörichten Tage. — Er sah einen Stern aus dem Himmel fliehen und im Falle schimmern und aus der Erde zer- rinnen: Das bin ich! sagte sein blutendes Herz, und die Schlangen- zähne der Reue gruben tiefer ein in seine Wunden. Die Einaildungskraft zeigte ihm schleichende Nachtwandler auf den Dächern und die Windmühle hob ihre Arme drohend zum Zer- schlagen auf und im leeren Todtenhause nahm eine zurückgebliebene Larve allmälig seine Züge an. Mitten in seiner Äugst floß plötzlich die Musik für das Neujahr vom Thurme hernieder, wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanft bewegt: er schaute nach dem Himmel und über die weite Erde und dachte an feine Jugendfreunde, die nun, besser und glücklicher als er, Lehrer der Erde, Väter glücklicher Kinder und gesegnete Menschen waren, und er sagte: O, ich könnte auch, wie ihr, diese erste Nacht des Jahrs mit trocknen Augen verschlummern, wenn ich gewollt hätte! Ach, ich hätte glücklich sein können, ihr theuren Eltern, wenn ich eure Neujahrswünsche uad gute Lehren erfüllt hätte! In seinem reuevollen Andenken an seine Jünglingszeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve mit seinen Zügen im Todtenhause auf, — endlich wurde sie in seiner Einbildung zu einem lebendigen Jüngling, und seine vorige blühende Gestalt wurde ihm bitter vorge- gaukelt. Er konnte es nicht mehr sehen; er verhüllte das Auge; tausend heiße Thränen strömten versiegend in den Schnee — er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos: Komm nur wieder, Jugend, komme wieder! — Und sie kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrs- nacht so fürchterlich geträumt. Er war noch ein Jüngling. Nur seine Verirrungen waren kein Traum gewesen. Aber er dankte Gott, daß er, noch jung, in den schmutzigen Gängen des Lasters umkehren und sich auf der Sonnenbahn der Tugend zurück begeben konnte, die in's reiche Land der Ernten leitet. Kehre mit ihm um, junger Leser, wenn du auf seinen Irrwegen stehst! Dieser schreckende Traum wird künftig dein Richter werden! Aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: Komm wieder, schöne Jugend! — so würde sie nicht wiederkommen. Jean Paul.

9. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 83

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
83 Mills. Ei, das wäre! Die hieß? Witt. Wenn man ihn manchmal fragte: „Wie steht's, Herr Grell? Was haben Sie bei dem Handel gewonnen?" — „Eine Kleinigkeit," fing er an. „Ein fünfzig Thälerchen etwa. Was will das machen?" — Oder wenn man ihn anredete: „Nun, Herr Grell? Sie haben ja auch bei dem Bankrott verloren?" — „Ach was?" sagte er wieder. „Es ist der Rede nicht werth. Eine Kleinigkeit von ein hunderter fünfe." Er saß in schönen Umständen, der Mann; aber, wie gesagt, die einzige verdammte Redensart hob ihn glatt ans dem Sattel. Er mußte zum Thor damit hinaus. — Wie viel war es doch, Herr Mills, das Er wollte? Mills. Ich? ■— ich bat um hundert Reichsthaler, lieber Herr Witt. Witt. Ja recht! Mein Gedächtniß verläßt mich. — Aber ich hatte da noch einen andern Nachbar; das war der Kornhändler Herr Tomm. Der baute von einer andern Redensart das ganze, große Haus aus mit Hintergebäude und Waarenlager. — Was dünkt Ihm dazu? Wills. Ei ums Himmels willen! Die möcht' ich wissen. — Die hieß? — Witt. Wenn man ihn manchmal fragte: „Wie steht's, Herr Tomm? Was haben sie bei dem Handel verdient? — „Ach, viel Geld!" — fing er an — „viel Geld!" — Und da sah man, wie ihm das Herz im Leibe lachte; — „ganzer hundert Reichsthaler!"— Oder, wenn man ihn anredete: „Was' ist Ihnen? warum so mürrisch, Herr Tomm?— „Ach,, — sagte er wieder — „ich habe viel Geld verloren, viel Geld! Ganzer fünfzig Reichsthaler! — Er hatte klein angefangen, der Mann; aber, wie gesagt, das ganze, große Haus baute er hier auf, mit Hintergebäude und Waarenlager.— Nun, Herr Wills, welche Redensart gefällt Ihm besser? Wills. Ei, versteht sich. Die letztere! Witt. Aber — so ganz war er mir doch nicht recht, der Herr Tomm. Denn er sagte auch: Viel Geld! wenn er den Armen, oder der Obrigkeit gab; und da hätt' er nur immer sprechen mögen, wie der Herr Grell, mein anderer Nachbar. — Ich, Herr Wills, der ich zwischen der doppelten Redensart mitten inne wohnte; ich habe mir beide gemerkt. Und da sprech' ich nun nach Zeit und Gelegenheit, bald wie der Herr Grell und bald wie der Herr Tomm. Wills. Ich halt's mit Herrn Tomm! Das Haus und das Waarenlager gefällt mir. Witt. Er wollte also? Wills. Viel Geld! Viel Geld, lieber Herr Witt! Ganzer hun- dert Reichsthaler! — Witt. Sieht Er, Herr Wills! Es wird schon werden. Das war ganz recht. — Wenn man von einem Freunde borgt, so muß mail sprechen, wie der Herr Tomm. Und wenn man einem Freunde aus der Noth hilft, so muß man sprechen, wie der Herr Grell. Engel. 6*

10. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 119

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
119 erworben, und solches ihrem seligen Manne an die Matte gegeben, die der Vogt ihnen hernach wieder abprocessirt hatte. Nachdem sie dem Rudi dieses Papier gegeben hatte, ermahnte sie ihn nochmals, recht sorgfältig auf die Gesundheit und Erziehung der Kinder Acht zu haben, und dann schwieg sie. Der Vater und die Kinder blieben noch eine Weile auf ihren Knieen und beteten alle Gebete, die sie konnten. Dann standen sie auf, und Rudi sagte zu der Mutter: Mutter, ich will dir jetzt auch Laub in diedecke holen. Sie antwortete: Das hat jetzt nicht Eil', Rudi! Es ist, Gott Lob, jetzt wärmer in der Stube, und du mußt jetzt mit dem Kleinen zum Mäurer. Und der Rudi winkt dem Betheli aus der Stube und sagt: Gib auf die Großmutter Acht! Wenn ihr etwas begegnet, so schick' das Anneli mir nach; ich werde bei Mäurers sein. Und er nahm den Kleinen an die Hand und ging mit ihm. 163. Fortsetzung. Gertrud war allein zu Hause, als sie kamen und sah bald, daß der Vater und der Knabe Thränen in den Augen hatten. Was willst du, Nachbar Rudi? Warum weinest du? Warum weint der Kleine? fragte sie liebreich und bot dem Kleinen die Hand. Ach, Gertrud! ich bin im Unglück, anwortete Rudi. Ich muß zu dir kommen, weil der Rudeli euch etliche Male aus eurer Grube Erdäpfel genommen hat. Die Großmutter hat's gestern bemerkt, und er hat's ihr bekannt. — Verzeihe es uns, Gertrud! Die Großmutter ist auf dem Todbette. Ach, mein Gott! sie hat so eben Abschied von uns genommen. Ich weiß vor Angst und Sorge nicht, was ich sage. Gertrud! sie läßt dich auch um Verzeihung bctten. Es ist mir leid, ich kann sie dir jetzt nicht zurückgeben; aber ich will gern ein paar Tage kommen, dafür zu arbeiten. Verzeih's uns! der Knabe hat's aus dringendem Hunger gethan. Gertrud. Schweig einmal hiervon, Rudi! Und du, lieber Klei- ner! komm versprich mir, daß du Niemand mehr Etwas nehmen willst. Sie küßt ihn und sagt: Du hast eine brave Großmutter, werde doch auch so brav und fromm, wie sie. Rudeli. Verzeih mir, Frau! Ich will, weiß Gott, nicht mehr stehlen. . G. Nein, Kind! thue es nicht mehr; du weißt jetzt noch nicht, wie elend undunglücklich alle Diebe werden. Thue es doch nicht mehr! Und wenn dich hungert, komme lieber zu mir und sag' es mir. Wenn ich kann, will ich dn Etwas geben. Rudi. Ich danke Gott, daß ich jetzt bei der Kirche zu verdienen habe und hoffe, der Hunger werde ihn nun nicht mehr so bald zu so Etwas verleiten. G. Es hat mich und meinen Mann gefreut, daß der Junker mit dem Verdienst auch an dich gedacht hat. R. Ach! es freuet mich, daß die Mutter noch den Trost erlebt £
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